Heute wird es südostasiatisch!

Frau mit buntem Papier in der Hand an einem Tisch mit vielen Lebensmitteln

Essen ist nicht nur ein Grundbedürfnis, sondern in den meisten Kulturen eine der schönsten geselligen Unternehmungen. Das gemeinsame Zubereiten, in netter Gesellschaft neue Speisen auszuprobieren, über Zutaten, Gewürze und Gerüche zu sprechen oder sie nur auf sich wirken zu lassen – das alles verbindet und schafft eine wohlige Atmosphäre. Wir, Batoul und Mirja von der Academy HERE AHEAD lieben gesellige Runden in der Küche und später am Esstisch. Die Vorbereitungsstudierenden von HERE AHEAD kommen aus allen Teilen der Welt und bringen die köstlichsten Rezepte mit. Daher treffen wir uns in regelmäßigen Abständen mit Ihnen und kochen gemeinsam etwas Typisches aus ihrem Heimatland.

 

Zu Gast in Vietnam

Phở (ausgesprochen Fö, vietnamesisches Suppengericht) und Bánh Mì (ausgesprochen Ban Mi, vietnamesisches Sandwich) sind wohl die bekanntesten vietnamesischen Gerichte. Aber heute serviert Hanh Nhi „schnelles" Sommergericht: Summer Roll oder Gỏi Cuốn. Für die groben Zuarbeiten sind Batoul und Mirja von HERE AHEAD zuständig.

 

Ganz so schnell geht es dann aber doch nicht, denn erst muss viel geschnibbelt werden: Gurke, Möhren, Eisbergsalat, asiatischer Schnittlauch, dünne Omeletts und ein Kraut, das aussieht wie Minze, ein bisschen nach Zitronenmelisse riecht und einen leicht bitteren Geschmack hat, werden in feine Streifen geschnitten und landen auf Serviertellern. Unsere 19-jährige Köchin aus Saigon (auch Ho-Chi-Minh-Stadt) legt dabei sehr viel Wert auf Gleichmäßigkeit, denn erstens isst das Auge mit und zweitens lässt es sich später besser in dem Reispapier aufrollen. Bald haben auch die gekochte und in Streifen geschnittene Hähnchenbrust sowie die gegarten und längshalbierten Garnelen und die garen Reisnudeln einen eigenen Servierteller und der Tisch steht mit so vielen leckeren Dingen voll, dass wir noch mehr Menschen einladen können. „Dieses Gericht gibt es bei uns bei jedem Fest", berichtet Hanh Nhi. „Wir essen es mit der ganzen Familie und das sind immer viele Leute." Das gesellige Gericht hat den besonderen Vorteil, dass alle Ernährungsweisen abgedeckt sind: Jede:r nimmt sich nur das, was in den eigenen Speiseplan passt.

 

Zu dritt beobachten wir gespannt, wie Hanh Nhi die erste Summer Roll zusammenstellt und das klebrige Reispapier aufwickelt. Mit etwas Übung gelingt es uns allen und wir dippen stolz unsere Rolle in eine leckere Soße aus Erdnussbutter, Hoisin-Soße und Knoblauch. Nach dem ersten Bissen herrscht genussvolles Kauen und Schweigen. „In Vietnam lieben dieses Essen auch die Kinder", erzählt Hanh Nhi aus der Heimat. „Denn sie können sich selber nehmen, was sie möchten und die Summer Roll alleine aufrollen.

 

Während das vietnamesische Sandwich Bánh Mì eher im Süden und die Phở eher im Norden zum Beispiel zum Frühstück gegessen werden, ist diese Art der Frühlingsrolle in ganz Vietnam gleichermaßen beliebt. Mit einem Blick auf die vorherrschenden Temperaturen, ist es sehr verständlich, dass dieses relativ einfache und sehr frische Gericht überall gleichermaßen Anklang findet. Hanh Nhi, die ab Oktober 2021 an der Uni Bremen Elektro- und Informationstechnik studieren wird, vermisst die gemeinsamen Familienfeste. Umso mehr freut sie sich, dass das kommende Wintersemester wieder in Präsenz stattfindet und es für die einfacher wird, Kontakte zu knüpfen. Im November 2020, mitten in der Coronapandemie, kam die quirlige junge Frau nach Bremen, um hier ihr Vorbereitungsstudium zu absolvieren. Seitdem hat sie den Norden Deutschlands schon weit bereits und sich verschiedene Städte angesehen. „Aber Bremen finde ich am schönsten", schwärmt sie. „Besonders im Vergleich zu meiner Heimat. Bremen ist nicht zu groß und nicht zu klein und ist so schön grün. In Saigon ist alles so hektisch. Vor ein paar Jahren war ich bereits in Aachen und habe dort auch das gute deutsch Essen kennengelernt." Und was ist ihr Lieblingsgericht aus der deutschen Küche? "Schweinshaxe und Klöße, aber auch die Fischbrötchen in Bremerhaven sind sehr lecker!" antwortet sie lachend. "Beides haben wir auch in Vietnam, etwas anders aber ähnlich." Und wieder stellen wir fest, dass Kulturen oft mehr Verbindendes als Trennendes haben.

 

Tief beeindruckt von ihrem guten und schnell gelernten Deutsch, versuchen wir uns in Vietnamesisch und sprechen ihr die verschiedenen Vokaltöne der Wörter Gỏi Cuốn (vietnamesisch für Frühlingsrolle) nach. An Hanh Nhis Reaktion merken wir aber sehr schnell, dass weder unsere deutschen noch unsere arabischen Muttersprachlaute an die korrekte Intonation herankommen. Fünf Tonvokale plus einen stummen Laut verlangt uns das Vietnamesische ab. Bevor wir lachend zusammenbrechen, geben wir auf.

 

Satt und sehr zufrieden räumen wir den Tisch und überlegen in der Küche, wie wir das nächste Mal essen.

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Und hier noch das Rezept für die Soße:
- Hoisin-Soße und Erdnussbutter im Verhältnis 4:1
- 1-2 Knoblauchzehe oder Knoblauchpulver
- Wasser

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